Von Claudia Brade
Bonner Generalanzeiger, 01.06.2014
Kinderbuch-Klassiker
Alfter Reges Treiben auf dem Dorfplatz von "Böhlingen": Es wird sich zum Hochzeitsfoto aufgestellt, da möchte jeder besonders gut aussehen - bis Bernhard Altfeld pfeift. Und zwar mit seiner Trillerpfeife.
Der Regisseur von "Der Räuber Hotzenplotz" macht so die etwa 60 Laien- und Profi-Schauspieler auf sich aufmerksam, die dem Dorf "Böhlingen" Leben einhauchen. Das liegt am Rande von Alfter, gleich hinter den Wiesen, am Räuberwald. Ein Ortsschild markiert deutlich die Grenze zwischen Alfter und "Böhlingen".
In dem kleinen Dorf mit Schule, Kirche, Rathaus, Wirtshaus, Feuerwehr und Schmiede ist ordentlich was los, als Räuber Hotzenplotz Großmutters Kaffeemühle stiehlt. Das lassen die "Böhlinger" nicht auf sich sitzen und sagen dem Räuber den Kampf an, um ihr Dorf zu verteidigen. Damit das auch gelingt, pfeift Bernhard Altfeld alle Darsteller bei den Theaterproben zur Ruhe: "Auf eure Plätze, noch mal bitte!"
Seit April probt das Ensemble des Freilichtwandertheaters Alfter das Stück "Der Räuber Hotzenplotz" von Otfried Preußler. Die Hauptrolle des Räubers spielt Ralf Hafner, der zusammen mit Regisseur Bernhard Altfeld normalerweise das Comedy-Duo "Die Kavaliere" verkörpert. Für den 53-Jährigen ist die Arbeit im Freilichttheater eine Herzensangelegenheit: "Das Theater hier ist eine Insel in meinem Job. Im Showbusiness besteht nur der Beste und es geht um viel Geld. Die Freilichtbühne macht einfach nur Spaß."
Das sei der Grund, warum der Alfterer das Theater 2001 mitbegründet habe. "Der Umgang im Ensemble und die Stimmung hier sind etwas ganz Besonderes", so Hafner. Die Arbeit sei aber trotzdem eine Gratwanderung zwischen Spaß und Strenge, denn alle Darsteller müssten koordiniert werden. Es erfordere Sensibilität vom Regisseur zu sehen, was man aus den Laiendarstellern rausholen könne.
"Das ist ja ein Hobby von den Laiendarstellern, das darf man auch nicht überspannen." In ihr Hobby investieren die Darsteller viel Zeit, am Wochenende finden die "Massenproben" statt, wie Doris Muhr sie nennt, unter der Woche proben die Hauptdarsteller einzelne Szenen.
Die 51-Jährige spielt die Rolle der Großmutter, auch der Rest ihrer Familie gehört zum Team des Theaters. "Mein Sohn Sebastian spielt den Seppel, mein Mann Jürgen den Wachtmeister Dimpfelmoser." Der Kasperl wird von ihrem Neffen Alexander Palm verkörpert. "Das kannst du nur als Familie stemmen", so Muhr.
Auch Perke Röser aus Alfter spielt gemeinsam mit Tochter Emma und Sohn Elias bei "Der Räuber Hotzenplotz" mit. "Meine Tochter wollte unbedingt mitmachen und so bin ich dazugestoßen", sagt die 44-Jährige. Kirsten Elsner kam durch ihre Tochter zu der Schauspielerei und ist dabei geblieben: "Das Besondere ist hier, dass sich aus so vielen bunt zusammengewürfelten Menschen ein Theaterstück entwickelt. Und dass es in der Natur spielt." Das stellt auch bei schlechtem Wetter kein Problem dar: "Dann bauen wir das einfach in unsere Handlung ein", so Doris Muhr.
"Der Räuber Hotzenplotz" wird von der Freilichtbühne Alfter bereits zum zweiten Mal aufgeführt. Die Geschichte sei zwar die gleiche, trotzdem habe sich im Gegensatz zur Aufführung im vergangenen Jahr einiges geändert, so Muhr. "Im zweiten Jahr kann man die Rolle mehr verinnerlichen und anders wiedergeben." Außerdem seien die Vorspielszenen, die den Rahmen des Stücks bilden, alle neu.
Die spielen alle Darsteller bei den Theaterproben am Samstagvormittag konzentriert und bühnenreif durch: Das Hochzeitsfoto gelingt schließlich, die Braut wirft ihren Brautstrauß und die Musikkapelle spielt den "Eierkuchentango". Wäre da nicht Räuber Hotzenplotz.
Info
Am Samstag, 21. Juni, feiert das Theaterstück Premiere. Weitere Termine sind am Sonntag, 22. Juni, Samstag, 28. Juni und Sonntag, 29. Juni, sowie im August und September. Vorstellungsbeginn ist jeweils um 15 Uhr, Einlass um 14.30 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt 15 Euro für Erwachsene und zehn Euro für Kinder. Karten gibt es im Reisebüro Alfter, Holzgasse 20. Eine Teilnahme ist für Zuschauer ab sechs Jahren möglich.
...