Von Hans-Peter Fuß
Bonner Generalanzeiger, 18.08.2023
Die Freilichtbühne Alfter setzt im Schlosspark auf der Bühne Gebärdendolmetscherinnen ein
ALFTER | Die Geschichte der Piraten Backenbart (Bernd Lisson) und Krähennest (Doris Muhr), die auf einer Insel stranden und einen dort vergrabenen Schatz suchen, ist auf der Alfterer Freilichtbühne fantasievoll inszeniert. Leider konnten unter Hörschwierigkeiten leidende Besucher dem Stück bisher nur bedingt folgen. Am Sonntag, 20. August, 15 Uhr, ist das im Alfterer Schlosspark anders. Zwei Gebärdendolmetscherinnen werden die gesprochenen Texte simultan übersetzen.
Der Verein Freilichtbühne Alfter hat sich schon bei seiner Gründung im Jahr 2001 der Inklusion verschrieben. Jeder kann mitmachen, jeder bekommt eine Rolle. Egal, ob der- oder diejenige körperlich oder geistig beeinträchtigt ist oder nicht. Da war es nur konsequent, das aktuelle Stück „Die Seeräuberinsel“ auch in Gebärdensprache zu übersetzen. Die beiden Dolmetscherinnen werden am Rande der Szenerie agieren. „Wir werden sehen, ob das klappt. Wir werden es auf jeden Fall versuchen“, sagt Pressesprecher Thomas Lehnen. Gefördert wird die Maßnahme durch Spenden und die Aktion Mensch.
„Es ist doch schön, wenn jetzt jeder alles verstehen kann“, sagt Regisseur Ralf Hafner im Gespräch mit dem GA. Und er ergänzt: „Wir klassifizieren nicht, wir ermöglichen Teilhabe. Auf der Bühne bewegen wir uns alle auf einer Ebene.“ An einer Aufführung sind rund 80 Männer und Frauen, Kinder und Jugendliche beteiligt. Davon sind 22 auf der Bühne, 20 agieren als verkleidete Tiere und Fantasiegestalten in den Pausenübergängen, zehn Musiker und etwa 30 Helfer für Bühnenaufbau, Kostüme, Requisiten und Besucherbetreuung ergänzen die Crew. Die 110 Mitglieder des Vereins kommen nicht nur aus Alfter, sondern auch aus Bornheim, Bonn und sogar aus Köln sowie dem Kreis Ahrweiler.
Seit seiner Gründung hat der Verein neun Stücke auf die Bühne gebracht, darunter „Peter Pan“, „Die kleine Hexe“ und „Räuber Hotzenplotz“. Jedes Stück wird zwei Jahre hintereinander gespielt, jeweils zehn Aufführungen in den Sommermonaten. Die werden nach Schätzung von Lehnen je Saison von 3000 Zuschauern besucht, also seit der Gründung von 60.000 Theaterfreunden. „Mit dieser Zahl sind wir sehr happy“, sagt Thomas Lehnen. „Wir wollen auch nicht um jeden Preis wachsen“, ergänzt Ralf Hafner, „wir wollen unseren Amateurcharakter behalten.“ Bei diesem „Amateur-Projekt“ wirken aber dennoch drei Profis mit: Hafner selbst, der als Comedian mit dem Duo „Die Kavaliere“ auf deutschen Bühnen unterwegs ist, sowie die Schauspieler Christian Katzorke als Vielleichtmatrose Kalle und Isabelle Jung als Schiffsköchin Hering.
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